Donnerstag, 18. August 2011

Dünencrossen und Citycruisen

Die letzten zwei Tage waren sehr lang, weswegen das Bloggen etwas zu kurz kam.

Der Start in Rowy verlief etwas holprig, da Moritz nach 500m einen platten Reifen hatte. Sofort stürzte sich eine dreiköpfige Reperaturmannschaft auf sein Fahrrad, baute das Hinterrad aus und war kurz davor, den Schlauch zu wechseln, um doch noch rechtzeitig festzustellen, daß es nur ein Ventilproblem war. Das Aufpumpen des Reifens gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da Moritz' Luftpumpe auf der holprigen Fahrt etwas gelitten hatte.
Am Ende des Ortes gings in den Wald. Plötzlich sprange aus einer Hütte düster gekleidete Gestalten und verlangten Wegzoll. "Nationalparkeintrittsgebühr" nannte sich das. Der Weg danach war zumindest vom Fahrkomfort sein Geld nicht wert, wieder heftiges Crossen - aber harmlos gegenüber dem, was uns später noch erwarten sollte. Als wir aus dem Wald kamen, weitete sich die Landschaft und auf lauschigen Feldwegen ging es durch eine malerische Heidelandschaft. Irgendwann hatten wir auch wieder Asphalt unter unseren Rädern und rollten entspannt in das verschlafene Dörfchen Kluki. Das Freilichtmuseum mussten wir leider links liegen lassen, da wir noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Wir bogen rechts aus dem Dorf auf eine grasbewachsene Fahrspur, die sich aber wenig später als das blanke Moor entpuppen sollte. Einen kleinen Vorgeschmack gab es schon in der Bildergalerie ... in einer halben Stunde "Fahrt" sauten wir die Räder dermaßen ein, daß wir eine Stunde brauchten, um sie wieder sauberzubekommen. Dabei leisteten uns Fruchtis Falteimer und Moritz' Wäscheleine unschätzbare Dienste.

Nach einigem Gegondel über verschlafene Dörfchen sahen wir ein deutsches Pärchen entspannt vor einer Kneipe sitzen, die wir früh noch auf dem Campingplatz gesehen hatten und die definitiv nach uns gestartet sind. Es stellte sich heraus, daß sie die deutlich sinnvollere Alternative über Straßen gewählt hatten und deswegen deutlich schneller vorrangekommen waren.
Nach einer zünftigen Mittagspause im Wald folgte ein Abschnitt, der in der Karte als wesentlich härter eingestuft war, als das bereits bewältigte - entpuppte sich aber (im Vergleich) als Lachnummer. Bisschen Sand, leicht crossig angehauchter Waldweg, aber insgesamt harmlos. Dabei überholten wir ein Reiseradlerpärchen, was uns auch schonmal begegnet ist. Die Begegnungen mit den beiden sollten sich in den nächsten Tagen zum Running-Gag der Tour entwickeln.

Irgendwann langten wir in Leba an, ein ziemlich touristisch ausgebautes Örtchen am Meer, umgeben von riesigen Dünen. Nach Einkauf und Eispause ging es in die Dünenlandschaft. Kaum hatten wir den Ort hinter uns gelassen, waren auch schon Verluste zu beklagen. Claudius und Moritz waren weg. Spurlos verschwunden. Nach einigem sinnlosen Hin- und Hergegurke kamen wir zum Schluss, daß die beiden falsch abgebogen sein mussten, aber offensichtlich von ihrem Missgeschick noch nichts bemerkt hatten. Irgendwann kamen sie doch noch auf die Idee, daß was verkehrt sein musste und schalteten ihr Handy an. Insgesamt kostete uns diese Aktion mindestens eine Stunde. Nun also auf dem korrekten "Radweg" durch die Dünen. Dieser hatte jedoch auch eher den Charakter eines Mountainbike-Trails, so daß das Vorwärtskommen recht mühsam war. Wir hatten allerdings Zeitdruck, denn der nächste Campingplatz war noch über 30km entfernt und es ging bereits auf 19:00 zu.
Um es kurz zu machen: Zum Campingplatz war es noch ein tüchtiger Gewaltritt und wir langten kurz nach 10 mit 110km auf dem Tacho völlig fertig auf dem Campingplatz an.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Halbinsel Hel. Der Weg dahin war etwas mühsam, da es ohne Fahrradweg an großer Straße entlangging. Kurz vor dem Beginn der Halbinsel überholten wir mal wieder unser tschechisch-polnisches Reiseradlerpärchen - sie sollten uns heute noch zwei weitere Male begegnen.
Auf der Halbinsel selbst gab es zwar einen Radweg, dieser war allerdings ziemlich wellig und nur teilweise befestigt. Irgendwann hatten wir aber auch diesen hinter uns gebracht (die Halbinsel ist wirklich lang, über 40km ...) und langten im kleinen Örtchen Hel an der Spitze an. Ein besuch im Hafen ergab, daß die Fähre für 17:30 bereits ausgebucht war und wir bis 20:30 Zeit hatten. Also aßen wir erstmal ein Eis und besuchten den Strand, an welchem es noch alte Befestigungsanlagen aus dem zweiten Weldkrieg zu besichtigen gab. Hier packten Sebastian und Moritz auch mal ihre gesamte Fotoausrüstung aus, um das Bild von uns fünfen auf dem Kanonenrohr aufzunehmen. Mit Doppelblitz.
Nach einem kühlen Bad in der Ostsee wurde es Zeit, sich ums Abendbrot zu kümmern und im Hafen einzufinden. Vor dem Besteigen der Fähre hieß es erstmal abladen, da die Räder nur ohne Gepäck aufs Schiff durften. Behängt und beladen mit dem gesamten Gepäck stolperten wir über den schmalen Steg auf den Kahn. Auf der Überfahrt wurden wir aber von der schönen Abendstimmung wieder versöhnt. Nach einer Stunde legten wir in Gdynia an. Gepäck runter vom Schiff und rauf auf die Räder, denn ein paar Kilometer wollten bis zum Campingplatz noch gefahren werden. Dieser war dann doch gut zu finden, trotzdem war es war wieder kurz vor Mitternacht, als wir in unsere Schlafsäcke krochen.

Für heute stand nun Danzig auf dem Programm. Wir radelten gemütlich richtung Innenstadt, mussten aber unbedingt noch dem Decatlon (französische Outdoor-Kette) einen Besuch abstatten, um uns günstig mit Krempel einzudecken - im Fall von Sebastian und mir hieß das vor allem Fahrradklammotten. Da wir in zwei Gruppen einkaufen mussten (ein paar Leute mussten immer auf die Räder aufpassen), fanden wir nun auch endlich mal die Zeit, ein paar Urlaubsbilder auszuwählen und hochzuladen.
Nach dem Shopping war Sightseeing angesagt und so stürzten wir uns ins touristische Getümmel der Innenstadt. Wir besuchten Neptunbrunnen und Krahntor, schlugen uns die Bäuche mit riesigen Schaschlikspießen voll und besorgten Postkarten, welche noch geschrieben werden wollen. Irgendwann hatten wir genug und fuhren weiter. Dabei stellten wir fest, daß es gar nicht so einfach ist, Danzig mit dem Rad nach Osten zu verlassen. Es gibt nur eine riesige Ausfallstraße, mächtig viel Verkehr, kein Radweg. Sehr unangenehm. Als wir diesen Abschnitt hinter uns gelassen hatten, mussten wir noch über zwei Flüsse. Der kleinere von beiden wurde von einer urigen Schwimmbrücke überspannt, welche man für den Schiffsverkehr beiseitefahren kann. Am größeren gab es eine noch urigere Autofähre. Eigentlich eine Plattform an einem Stahlseil für die Autos plus einem kleinen dieselgetriebenen Kahn, welcher die Plattform auf die andere Flussseite zieht. Dazu vier völlig entspannte polnische Fährmänner.
Auf der anderen Seite waren nochmal 10km Hauptstraße zu bewältigen. Wir plünderten den örtlichen Lebensmittelmarkt und fuhren zum Campingplatz in bester Hanglage. Begrüßt wurden wir von einer blockwartähnlichen Institution, welche erst einmal mit strengem Blick unsere Räder begutachtete, und sich genau notierte, wer was wieviel hier übernachten wollte. Dazu knöpfte er noch Fruchti den Personalausweis ab um dann mit seiner "Beute" zum Chef in der Rezeption zu gehen und alles genau vorzulegen. Danach schlich er, immer noch strengen Blickes um unsere Räder. Mann war der wichtig!
Damit wir unsere Zelte aufbauen konnten, war noch eine kleine Bergwertung zu bewältigen - wiegesagt, beste Hanglage. War gar nicht so einfach, ein ebenes Fleckchen Erde für's Zelt zu finden, wir dachten schon kurzzeitig an ein Portalege. Fürs bequeme Sitzen beim Abendbrot wurde noch ein Bankraub verübt.
Nachdem mich beim Schreiben schon der einsetzende Regen ins Zelt verjagt hat, geht langsam der Strom zur Neige und ich werde deshalb jetzt schließen. Ich hoffe, dass die nächsten zwei Tage Zeit und Strom zum Bloggen reichen werden, denn es steht ein straffes Kilometerprogramm bis Allenstein auf dem Plan.

1 Kommentar:

  1. DANKE! :-) Ich "durfte" zwischendurch zur Aufmunterung immer mal einen Absatz lesen und jetzt heute Abend zur Belohnung den Rest - und es liest sich wirklich schön. Daran könnte ich mich gewöhnen ;-) Die Fotos waren auch super - ein toller Mix!
    Um die Eindrücke und das, was Ihr seht, beneide ich Euch fast ein bißchen, aber der Teil mit dem Fahrradfahren... najaaaa... Euch trotzdem weiterhin so viel Spaß beim Urlaubs-Gesamtpaket! :-)

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