Donnerstag, 15. September 2011

Statusupdate aus Monaco

Nachdem hier so lange nichts zu lesen war, heute endlich mal ein paar Neuigkeiten.

5. Tag - Ab in die Berge
Wie angekündigt unternahmen wir noch einen zweiten Versuch, dem Südvogesen einen Besuch abzustatten. Diesmal war es zumindest trocken, aber als wir in das Munstertal fuhren, sahen wir die Gipfel des Vogesen schon wieder von Wolken umwabert. Am Kamm angekommen, war wieder alles in der Suppe. Wir fuhren diesmal nicht zum Honeck hoch, sondern stellten das Auto auf einen Parkplatz an der Hauptstraße, die unterhalb des Kammes verläuft. Kurzer Check außerhalb des Autos: Diesmal fiel kein Regen. Ich konnte Iris trotz des pfeifenden Windes und starken Nebels dazu überreden, einen kleinen Spaziergang richtung Martinswand zu unternehmen. Wir kamen dort an und tatsächlich riss der Himmel auf und gestattete uns einen Blick ins Tal. Von den Highlines hier konnte ich allerdings nur mal kurz die Fixpunkte in Augenschein nehmen, denn selbst wenn wir noch die Zeit gehabt hätten, eine aufzubauen, so wäre angesichts des heftigen Sturms und des klitschnassen Fels (superglibberig) nicht an eine Begehung zu denken gewesen. Also zurück zum Auto und die 350km nach Annecy, unserem heutigen Etappenziel, unter die Räder genommen. Auf der Strecke ging es vor allem richtung Ende recht bergig zu und Iris konnte zum ersten Mal die Alpen aus der Nähe in Augenschein nehmen (die vielen Kurven sagten ihr weniger zu).

6. Tag - Bergetappe, die Zweite
Wir kamen früh nur mäßig aus dem Knick und als wir endlich vom Campingplatz rollten, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Die Mägen waren aber noch leer, also bummelten wir etwas in der Innenstadt herum, auf der Suche nach einem Bäcker. Offensichtlich gibt es in Annecy aber mehr Chocolaterien, als Bäcker, denn von ersterem sahen wir zwei, bevor wir endlich eine Boulangerie aufstöbern konnten. Mit frischen Crossants und Baguette machten wir es uns im Stadtpark bequem, mit Blick auf See und Berge, um zu frühstücken. Ein frisch gebrauter Mocca sollte das Ganze abrunden. Dummerweise merkte ich zu spät, daß der Wind die Flammen des Kochers nach unten blies und somit den Plastegriff des Gashahns zum Schmelzen brachte. Glücklicherweise kühlte der schnell ab, so daß man den Kocher auch wieder abstellen konnte - es funktioniert noch, gibt allerdings einen recht traurigen Anblick ab. Der Kaffee war trotzdem lecker.
Frisch gestärkt kurvten wir weiter in die Berge.
Im wesentlichen verbrachten wir den restlichen Tag fahrenderweise im Auto. Die Verdonschluchten kündigten sich mit sehr steilen Pässen, hohen Felswänden und späktakulärer (und enger) Straßenführung an.
In Castellan angekommen, entscheiden wir uns für den ersten 4-Sterne-Campingplatz - eine Entscheidung, die wir später etwas bereuten. Im angeschlossenen Restaurant feierte der DJ nämlich lautstark Freiluftparty, und das bis kurz vor Mitternacht. Nach der anstrengenden Fahrt waren wir allerdings schon um 10 reif für die Schlafsäcke, so dass uns die laute Musik ziemlich auf den Wecker ging.

7. Tag - Gruseln über dem Abgrund
Heute wollten wir den Highlinespots in der Verdonschlucht einen Besuch abstatten. Nach einem kurzen Bäckerbesuch in Castellan ging es kurvenreich ins Zentrum des Canyonsystems. Es war bereits mittag, als wir am Spot ankamen. Was für ein Tiefblick! Es standen für mich im wesentlichen 3 Highlines zur Auswahl: 15, 28 und 35m lang, 100m und mehr hoch. Nach einigem hin und her, entschied ich mich, die längere der Cemetery-Lines aufzubauen. 15m waren mir zu kurz und die 28er hatte einen blöden Fixpunkt. Ich brauchte den halben Nachmittag, bis die Line endlich stand. Das Hantieren in dieser Höhe ist etwas zeitraubend, da man nichts fallen lassen will - was runterfliegt, ist weg. Setzte am Nachmittag der typische Verdon-Aufwind ein, welcher die Line in ziemlich heftige Schwingungen versetzte (ich werde mir wohl in Zukunft an den alpinerfahrenen Highlinern ein Beispiel nehmen und statt auf doppeltes Band zu setzen, ein Seil für das Backup verwenden, da diese Konstruktion deutlich weniger windanfällig ist). Den Adlern gefiel der Wind, denn sie drehten majestätisch ihre Kreise.
Nachdem ich einige Zeit erfolglos auf der Line probiert hatte, gab ich vorerst auf. Die Line war nicht perfekt gespannt, außerdem waren die Tapes zur hälfte kaputt, so daß die ganze Konstruktion ziemlich ungleichmäßig schlackerte: keine guten Vorraussetzungen für eine psychisch so anspruchsvolle Begehung. Dazu war ich vom anstrengenden Aufbau und den vielen Fehlversuchen in praller Sonne körperlich dermaßen fertig, dass es keinen Zweck hatte, weiter zu probieren. Wir entschieden, morgen nochmal einen Versuch zu unternehmen und die Line über Nacht hängen zu lassen. Ich nutzte das restliche Tageslicht, um die Line nochmal neu zu spannen und mit neuen Tapes zu versehen. Das baumeln im Wind in dieser Höhe machte mir nach so langer Kletterabstinenz doch etwas zu schaffen - ich schlief die Nacht ziemlich unruhig.

8. Tag - Von der Highline ans Meer
Wir brachen am frühen Morgen vom Campingplatz auf, um so zeitig wie möglich an der Highline zu sein. Am Campingplatz war alles in dichtem Nebel, aber als wir den Berg hochfuhren, wurde er immer lichter und plötzlich brach die Sonne durch und der Himmel war strahlend blau. Im Tal unter uns brodelten die Nebelschwaden wie in einem Hexenkessel.
Die Schlucht des Verdon war allerdings wolkenfrei und als wir an der Highline ankamen war alles ganz ruhig. Beste Vorraussetzungen für einen Versuch. Ich spannte noch etwas nach und startete meine Versuche. Die lange Slacklineabstinenz durch die Fußverletzung machte sich aber sehr deutlich bemerkbar, den ich bekam kaum einen Schritt hin. Ich wechselte die Strategie und rutschte erstmal ein paar Meter raus, um zum Ende zurückzulaufen. Danach versuchte ich in bewährter Manier, einfach nach dem Fangen wieder an Ort und Stelle aufzustehen, um der Line wenigstens eine AF-Begehung abzuringen. Das gelang mit dreimal Fangen. Es bereitete mir unheimlich Mühe, die Angst beiseite zu schieben und mich aufs Laufen (und oben bleiben) zu konzentrieren. Der Rückweg ging etwas besser - ich kam mit nur einmal Fangen in der Mitte durch.
Nun begann allerdings der Aufwind wieder die Line ins Schwingen zu bringen und nachdem ich mich noch ein paar mal erfolglos probiert hatte, entschied ich schweren Herzens, auch angesichts der fortgeschrittenen Zeit, abzubrechen. Immerhin wollten wir heute noch bis an die Küste und die Line wollte auch noch abgebaut werden.
Zum Abschluss unseres Verdonschlucht-Aufenthalts statteten wir noch dem Städtchen Mustier-Saint-Marie einen Besuch ab - enge Gäßchen und alte Häuser, die sich an den Berghang schmiegen sind genau nach Iris Geschmack. Wir besuchten auch die Kapelle unterhalb der Sternenkette (das wäre mal 'ne Highline - über 200m lang ...), von wo man einen schönen Blick auf die Stadt hat.
...

Da ich gerade feststelle, dass der Akku langsam zur Neige geht und die Zeit auch schon recht fortgeschritten ist, überspringe ich jetzt mal die nächsten 3 Tage und komme zu meinem persönlichen Höhepunkt der Reise. Ich sitze gerade im Mondschein auf dem Gipfel des Tête de Chien, unter mir leuchten die Lichter von Monaco. Neben mir stecken die Bolts für das nächste Projekt an diesem Ort, denn die klassische Highline hier hat eine weitere Begehung. Vielen Dank an dieser Stelle an Iris für ihre Geduld wärend des Aufbaus und meiner anfänglich stümperhaften Versuche und natürlich fürs Knipsen der Fotos unter erschwerten Bedingungen. Dank auch an Stefan und Damian, die diesen tollen Spot vor drei Jahren eingerichtet haben. Fotos werden noch nachgeliefert, Iris sind ein paar tolle gelungen.
Morgen geht es dann weiter richtung Bern.

Mittwoch, 7. September 2011

Frankreich 2011 - Die ersten vier Tage

Tag 1. - Die Fahrt nach Frankreich
Wie immer begann der Abreisetag mit hektischer Betriebsamkeit, denn es waren noch lange nicht alle Sieben Sachen gepackt. Erstaunlicherweise war Iris diesmal als Erste fertig, wärend ich noch damit beschäftigt war, diverse Kabel zusammenzusuchen und die USB-Platte mit Musik zu befüllen. Irgendwann war auch das letzte T-Shirt in die Reisetasche gestopft, das ganze Gepäck 5 Etagen tiefer befördert und im Heck des Autos verstaut - was nur durch das Umklappen der Rückbänke gelang - es konnte endlich losgehen.
Wir hatten beschlossen, uns mit dem Fahren abzuwechseln. Iris machte den Anfang. Irgendwo zwischen Chemnitz und Zwickau gerieten wir in einen Stau. Fuhren von der Autobahn ab und nutzen die Gelegenheit für eine kleine Pause und einen Fahrerwechsel. Die Stauursache schien kurz hinter der Abfahrt zu liegen, den wenige hundert Meter weiter rollte der Verkehr wieder. Also wieder rauf auf die Autobahn, eingefädelt und tatsächlich, nach wenigen Minuten kamen wir wieder vorwärts. Die Stauursache bot aber keine erfreulichen Anblick. Ein roter PKW hatte sich offensichtlich mehrere Male überschlagen zusammengedrückte auf der Seite, der Fahrer war offensichtlich schon geborgen und Polizei und Feuerwehr warteten anscheinend nur noch auf schweres Gerät um das Wrack von der Straße zu räumen.
Nach einer weiteren Pause beschloss ich, erstmal am Steuer zu bleiben - letztlich rauschten wir (inklusive eines kleinen Verhauers bei Nürnberg) danach ohne Pause bis in den Elsass durch. Je weiter wir nach Westen kamen, desto mehr zog der Himmel zu und kurz vor Mannheim fing es heftig an zu regnen.
Am Ziel angekommen, standen wir erst einmal vor verschlossener Tür. Von elektrischer Klingel hielten unsere Gastgeber offensichtlich wenig und auf die (eigentlich ziemlich laute) Glocke an der Tür reagierte keiner. Es regnete immer noch, unsere Blasen drückten und so guckten wir etwas ratlos aus der Wäsche. Erstmal zurück ins trockene Auto und beraten. Wir hatten schon beschlossen, uns notfalls in die Büsche zu schlagen, um zumindest erstmal wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Wir schauten also nur nochmal kurz auf das Grundstück unserer Pension, ob vielleicht doch inzwischen jemand reagiert hatte - und tatsächlich kam uns der Herr des Hauses aus der Garage entgegen - er hatte das Läuten überhört.
Wir stürmten also erstmal die Toilette und nahmen dann unsere Übernachtungsmöglichkeit in Augenschein. Eine schicke kleine Ferienwohnung mit allem, was man so braucht, hübsch eingerichtet und geräumig. Das ganze für sehr günstige 52€ die Nacht für 2 Personen inkl. Frühstück, dazu sehr nette Gastgeber - kann man also weiterempfehlen.
Wir planten noch kurz den nächsten Tag und fielen dann, nach erfolgloser Mückenjagt ins Bett.

2. Tag - Stadtbummel durch Wissembourg und Ruinenwanderung im Nordvogesen
Pünktlich um 9 servierten unsere Gastgeber uns ein leckeres Frühstück. Zuvor hatten wir schon emsig unseren Krempel zusammengepackt und waren im wesentlichen startklar. Leider hatten wir am Tag davor vergessen, uns nochmal um Bargeld zu kümmern und so wurde noch ein Abstecher zum örtlichen Bankomat fällig. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, starteten wir gen Wissembourg. Der Elsass ist wirklich ein malerisches Fleckchen Erde. Durch hügelige Landschaft windet sich die Straße und durchquert immer wieder kleine Örtchen mit hübsch herausgeputzten Fachwerkhäuschen. In Wissembourg angelangt, stellten wir das Auto ab und bummelten in Richtung Stadtzentrum. Wir aßen lecker Flammkuchen und schlenderten durch die engen Gäßchen der Altstadt. Wissenbourg ist ein hübsches altes Städtchen nahe der Grenze zur Pfalz. Viele alte Häuser und eine relativ große Kathedrale aus dem ortstypischen roten Sandstein. Irgendwann hatten wir alles wichtige gesehen, den ersten Kameraakku leergeknipst und kehrten zum Auto zurück. Wir wollten noch ein wenig ins Grüne und so kurvten wir in die Berge. Auf steilem Pfad wanderten wir zu einer alten Burgruine, an der sogar Kletterrouten eingebohrt waren. Nach einer kleinen Rast ging es weiter und wenige Minuten später gelangten wir an die Ruine der Hauptburg, welche nochmal um einiges spannender war. Hier ware noch viel Gemäuer erhalten und eine Kombination aus Leitern und Treppen wand sich um und durch den Fels sich hoch hinauf auf einen Aussichtspunkt, von dem man weit ins Land schauen konnte. Dank klaren Wetters hatten wir eine wunderschöne Sicht tief in die Pfalz hinein und über den nördlichen Vogesen. Irgendwann wurde uns der Wind zu kalt und wir wanderten zurück zum Auto.
Wir stellten fest, daß wir es in Wissembourg völlig versäumt hatten, zu tanken. Nach der langen Fahrt am Vortag war der Tank nahezu leer. Glücklicherweise kamen wir bald an einem der typischen französischen Supermärkte (Super Marché) mit angeschlossener Tankstelle vorbei. Eigentlich wollten wir uns bei der Gelegenheit gleich noch mit Lebensmitteln eindecken, mußten aber feststellen, daß hier selbst im größten Supermarkt pünktlich 19:00 Uhr der Hammer fällt. Sehr ungewohnt für den verwöhnten deutschen Großstädter, der gern noch kurz vor 22:00 Uhr Lebensmitteleinkäufe erledigt.
Wir fuhren also weiter richtung Hoert, einem Örtchen kurz vor Strassburg, wo wir die Nacht verbringen wollten.
Das Zimmer war wesentlich kleiner als am Vortag und auch der Komfort etwas eingeschränkter. Dafür hatten wir direkt vor dem Fenster ein Storchnest, wo gerade das Storchenpärchen eintrudelte und sich klappernd begrüßte.
Beim Planen der Stadttour für den Folgetag fiel mir auf, daß die Karten, die ich für mein Outdoor-Navi runtergeladen hatte, offensichtlich umvollständig waren und deswegen nicht lesbar. Eine spürbare Einschränkung - das kommt davon, wenn man vor der Reise nicht testet.

3. Tag - Strassburg
Nachdem wir gefrühstückt hatten, fuhren wir in die Strassburger Innenstadt. Der Reiseführer hatte uns bzgl. Autoeinbrüchen etwas Angst eingejagt und so beschlossen wir, in der teuren aber bewachten Tiefgarage am Hauptbahnhof zu parken.
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung in die Altstadt und so bummelten wir durch enge Gäßchen und erkundeten die Strassburger Innenstadt. Nachdem wir uns im Touristenstrom durch das beeindruckend große Münster hatten treiben lassen, meldeten sich unsere Mägen zu Wort. Zum Glück gibt es hier gleich um die Ecke das "Flam's", eine kleine Restaurantkette, die sich auf Elsässische Spezialitäten zum (für Strassburger Verhältnisse) schmalen Taler spezialisiert hat. Der Flammkuchen hier ist jedenfalls sehr lecker.
Wir liefen weiter auf touristischen Pfaden. En passent beseitigten wir einen weiteren Lapsus, der mir beim Packen unterlaufen war - ich hatten beim Packen den Gürtel für meine Hosen vergessen. Um nicht die ganze Zeit mit einer Reepschnur um den Bauch herumrennen zu müssen (was bei Iris mindestens für eine gehobene Augenbraue gesorgt hätte), organisierte ich mir lieber noch einen im örtlichen Kaufhaus.
Danach schlenderten wir noch ein wenig durch das "Kleine Frankreich" (La Petit France). An den Gedeckten Brücken stellten wir fest, daß wir mal wieder enormes "Glück" hatten. Hatte uns bis dahin schon das eine oder andere Baugerüst genervt, so sahen wir, daß der typische Postkartenblick auf die Wehranlagen durch den Bau der gegenüberliegenden Brücke von Gerüsten versperrt war. Schade. Da wir nun schon einige Kilometer in den Beinen hatten, wandten wir unsere Schritte gen Bahnhof. In der Tiefgarage angekommen, stellten wir fest, daß die Parkgebühren nicht nur teuer, sondern fast fürstlich ausfielen - knapp 20€ knöpfte uns der Automat ab.
Es folgte noch eine längliche Fahrt über Landstrassen. Da wir am nächsten Tag in den Südvogesen wollten, hatten wir uns für die Nacht einen Campingplatz etlichen Kilometer südlich von Strassburg ausgeguckt. Es war bereits finster und Iris konnte den Spruch des Navis "demnächst im Kreisverkehr die zweite Abfahrt nehmen" nicht mehr hören (ein "take the second exit at the roundabou(n)d" wäre mir auch lieber gewesen ...) kamen wir endlich auf dem Zeltplatz an. Fix das Zelt auf die Wiese gestellt, noch ein paar Bissen Abendbrot gefuttert und ab in die Schlafsäcke.

4. Tag - Vogesenunwetter und Stadtrundgang Colmar
Die Nacht verlief recht unruhig, da ein ziemlich starker Wind wehte und am frühen Morgen sogar Regen einsetzte.
Wir frühstückten notgedrungen im Zelt. Nachdem wir selbiges einigermaßen trockengewischt und im Auto verstaut hatten, gingen wir trotz des trüben Wetters (es nieselte immer noch leicht) das Wagnis ein und fuhren richtung Vogesenkamm. Je höher wir kamen, desto mehr zog es jedoch zu. Am Col de la Schlucht sahen wir nur noch Nebel und als wir am Hotel du Sommet du Hohneck ankamen, ließ ein heftiger Sturm das Auto wackeln und der Regen peitschte gegen die Scheiben. Draußen irrte frierend ein Wandererpärchen umher, sie waren auf das Wetter nur unzureichend vorbereitet. Dummerweise hatte das Restaurant des Hotels (vermutlich aufgrund des schlechten Wetters) geschlossen. Wir hätten die beiden gern mit runter genommen, leider waren wir randvoll mit Gepäck beladen und hatten beim besten Willen keinen Platz mehr. Mißmutig fuhren wir zurück nach Colmar und checkten für die nächste Nacht im Hotel Formular 1 ein, einer Billighotelkette, mit eher Jugendherbergscharakter, wo wir zu zweit für 40€ die Nacht verbringen konnten. Da es erst 14:00 Uhr war, wollten wir die zweite Hälfte des Tages noch nutzen, um Colmar zu erkunden. Die Gässchen sind noch enger als in Strassburg, die Fachwerkhäuschen noch bunter und noch schiefer - man könnte es fast schon kitschig nennen. Nachdem wir in einem urigen Café, betrieben von zwei alten Damen, Schokoladenkuchen mit Milchkaffee genossen hatten, bummelten wir kreuz und quer durch die Innenstadt. Da der Parkplatz nur für maximal zwei Stunden bezahlt werden konnte, statteten wir zwischendurch dem Auto nochmal einen Besuch ab, um den Parkschein zu wechseln. Wieder gönnten wir uns Flammkuchen, diesmal zum Abendbrot. Leider ein bißchen zu üppig belegt, dadurch zwar sehr sättigend, aber der typische Flammkuchengeschmack blieb etwas auf der Strecke.
Dank WLAN in unserem "Hotel" konnte ich wärend unseres Stadtbummels eine funktionierende Frankreichkarte für's Outdoor-Navi herunterladen und installieren - werde mir also in Zukunft nicht mehr ganz so eingeschränkt in der Orientierung vorkommen (ich habe die kleine Kiste auf den letzten Touren sehr schätzen gelernt, gerade in Polen hat sie uns gute Dienste geleistet - und man möchte eigentlich nicht mehr ohne).
Nun, nach einer Stunde Reisetagebuch-Tippen, werde auch ich ins Bett kriechen - Iris schläft bereits. Morgen wollen wir nochmal hoch zum Vogesenkamm - hoffentlich ist uns das Wetter diesmal wohlgesonnen.

PS: Der letzte Beitrag der Polenreise ist in der Pipe, bin im Frankreich-Vorbereitungsstress nur noch nicht zum Fertigschreiben gekommen. Wird noch nachgeliefert, versprochen.

Dienstag, 23. August 2011

Radtour Polen 2011 - Bilder (2)

Hier der zweite Schwung Bilder:

Radtour Polen 2011 (2)

Freitag, 19. August 2011

Radtour Polen 2011 - Gewittertag

Heute galt es, dem Meer adieu zu sagen, den unsere Route führt nun von der Küste weg richtung Masuren. Heute stand die erste der zwei Etappen bis Allenstein auf dem Programm. Das hieß im wesentlichen Straßenkilometer und davon nicht wenige.

Der Tag begann eher hektisch, denn mitten beim Zusammenpacken verfinsterte sich der Himmel zunehmend und Wind kam auf - die Vorboten eines kräften Gewitters. Wir schafften es gerade so, unser Zeug auf die Räder zu laden, den Berg runterzurollen und uns bei den Abwaschbecken des Campingplatzes unterzustellen. Das Unwetter verzögerte unsere Abfahrt um eine halbe Stunde, aber als wir endlich losfuhren kam die Nässe im wesentlichen nur noch von unten. Schnell noch im örtlichen Lebensmittelladen Wasser getankt (das Campingplatzwasser war uns diesmal zu ecklig) und wir stürzten uns in den Hauptstraßenverkehr. Zum Glück konnten wir nach wenigen Kilometern auf Nebenstraßen ausweichen - die ganze Zeit von Autos mit 100km/h überholt zu werden ist nicht so spaßig. Dafür blies ein kräftiger Wind aus Südost, so das der erste Mann tüchtig zu strampeln hatte.
Das Wetter blieb uns wohlgesonnen und so waren die 40km nach Elblag bis zum zeitigen Nachmittag geschafft. Dort gab es zum Mittagessen erstmal Marmeladenbrötchen, welche uns die örtliche Wespengang allerdings streitig machen wollte. Wir ließen uns allerdings nicht um unsere wohlverdienten Kalorien bringen und den Wespen nur das leere Marmeladenglas.
Weiter ging es richtung Morlag. Hier wurde die Wegfindung etwas anspruchsvoller, da die Geodaten für diese Gegend in den Navis nur sehr lückenhaft vorhanden sind und der Maßstab von Fruchtis Polenkarte ein recht großer ist. Wir fanden uns trotzdem ganz gut durch, allerdings wurden wir von einer Großbaustelle mit EU-Förderung jäh ausgebremst. Auf ca. vier Kilometern Länge wurde die Straße neu verlegt - in mittelalterlichstem Kopfsteinpflaster. Durchbrochen wurde das Ganze noch von diversen Lücken zum Schieben sowie einer unfertigen Brückenauffahrt, die im wesentlichen aus lockerem Sand bestand. Nunja, was ist ein Fahrradurlaub ohne solche Einlagen, und so kämpften wir uns mit vereinten Kräften durch die Baustelle. Nach weiteren hügelichen Asphaltkilometern standen wir vor dem nächsten Hindernis - einer nichtvorhandenen Eisenbahnbrücke. Es blieb uns nichts anders übrig, als die Räder über die Baustelle zu schieben und gemeinsam über die Gleise zu heben. Kaum war das letzte Rad über die Schienen gewuchtet, entluden sich die Wolken, die schon seit einer Stunde am Himmel drohten (und uns mit dem einen oder anderen Spritzer auch schon vorgewarnt hatten). Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Wir versuchten schnell, unsere Räder aus dem Dreck der Baustelle zu bringen und noch vor der totalen Durchnässung in unsere Regenmontur zu schlüpfen. Diejenigen, die es rechtzeitig in die Gamaschen schafften, hatten Glück, der Rest nasse Füße. Sebasgo tangierte das wenig, da er sowieso die letzten Tage barfuß in Sandalen unterwegs waren, für Claudius und Fruchti war es ärgerlich, weil das Trocknen der Fahrradschuhe ein schwieriges Unterfangen werden dürfte.
Das Gewitter ließ nach und als wir in Morlag ankamen, waren die Klamotten durch die Körperwärme auch schon fast wieder trocken. Wir fielen in den örtlichen Lidlmarkt ein, denn zum Mittagessen hatten wir unsere letzten Essensvorräte im wesentlichen aufgebraucht.
Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz waren schnell zurückgelegt. Auch wenn uns das Wetter immer noch ein wenig zu piesaken versucht (diverse Regenschauer), so geht es uns nach warmer Dusche mit vollem Magen doch deutlich besser. Der Akku des Laptops ist auch wieder voll (da ich gerade direkt aus dem Duschraum blogge, verbrauche ich auch gerade keinen). Die Hälfte der Leute liegt auch schon in den Schlafsäcken und der Rest wird bald folgen, denn der Tag war lang (am Ende standen dann wieder 110km auf dem Tacho) und morgen haben wir auch wieder eine tüchtige Etappe bis Olsztyn vor uns.

Donnerstag, 18. August 2011

Dünencrossen und Citycruisen

Die letzten zwei Tage waren sehr lang, weswegen das Bloggen etwas zu kurz kam.

Der Start in Rowy verlief etwas holprig, da Moritz nach 500m einen platten Reifen hatte. Sofort stürzte sich eine dreiköpfige Reperaturmannschaft auf sein Fahrrad, baute das Hinterrad aus und war kurz davor, den Schlauch zu wechseln, um doch noch rechtzeitig festzustellen, daß es nur ein Ventilproblem war. Das Aufpumpen des Reifens gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da Moritz' Luftpumpe auf der holprigen Fahrt etwas gelitten hatte.
Am Ende des Ortes gings in den Wald. Plötzlich sprange aus einer Hütte düster gekleidete Gestalten und verlangten Wegzoll. "Nationalparkeintrittsgebühr" nannte sich das. Der Weg danach war zumindest vom Fahrkomfort sein Geld nicht wert, wieder heftiges Crossen - aber harmlos gegenüber dem, was uns später noch erwarten sollte. Als wir aus dem Wald kamen, weitete sich die Landschaft und auf lauschigen Feldwegen ging es durch eine malerische Heidelandschaft. Irgendwann hatten wir auch wieder Asphalt unter unseren Rädern und rollten entspannt in das verschlafene Dörfchen Kluki. Das Freilichtmuseum mussten wir leider links liegen lassen, da wir noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Wir bogen rechts aus dem Dorf auf eine grasbewachsene Fahrspur, die sich aber wenig später als das blanke Moor entpuppen sollte. Einen kleinen Vorgeschmack gab es schon in der Bildergalerie ... in einer halben Stunde "Fahrt" sauten wir die Räder dermaßen ein, daß wir eine Stunde brauchten, um sie wieder sauberzubekommen. Dabei leisteten uns Fruchtis Falteimer und Moritz' Wäscheleine unschätzbare Dienste.

Nach einigem Gegondel über verschlafene Dörfchen sahen wir ein deutsches Pärchen entspannt vor einer Kneipe sitzen, die wir früh noch auf dem Campingplatz gesehen hatten und die definitiv nach uns gestartet sind. Es stellte sich heraus, daß sie die deutlich sinnvollere Alternative über Straßen gewählt hatten und deswegen deutlich schneller vorrangekommen waren.
Nach einer zünftigen Mittagspause im Wald folgte ein Abschnitt, der in der Karte als wesentlich härter eingestuft war, als das bereits bewältigte - entpuppte sich aber (im Vergleich) als Lachnummer. Bisschen Sand, leicht crossig angehauchter Waldweg, aber insgesamt harmlos. Dabei überholten wir ein Reiseradlerpärchen, was uns auch schonmal begegnet ist. Die Begegnungen mit den beiden sollten sich in den nächsten Tagen zum Running-Gag der Tour entwickeln.

Irgendwann langten wir in Leba an, ein ziemlich touristisch ausgebautes Örtchen am Meer, umgeben von riesigen Dünen. Nach Einkauf und Eispause ging es in die Dünenlandschaft. Kaum hatten wir den Ort hinter uns gelassen, waren auch schon Verluste zu beklagen. Claudius und Moritz waren weg. Spurlos verschwunden. Nach einigem sinnlosen Hin- und Hergegurke kamen wir zum Schluss, daß die beiden falsch abgebogen sein mussten, aber offensichtlich von ihrem Missgeschick noch nichts bemerkt hatten. Irgendwann kamen sie doch noch auf die Idee, daß was verkehrt sein musste und schalteten ihr Handy an. Insgesamt kostete uns diese Aktion mindestens eine Stunde. Nun also auf dem korrekten "Radweg" durch die Dünen. Dieser hatte jedoch auch eher den Charakter eines Mountainbike-Trails, so daß das Vorwärtskommen recht mühsam war. Wir hatten allerdings Zeitdruck, denn der nächste Campingplatz war noch über 30km entfernt und es ging bereits auf 19:00 zu.
Um es kurz zu machen: Zum Campingplatz war es noch ein tüchtiger Gewaltritt und wir langten kurz nach 10 mit 110km auf dem Tacho völlig fertig auf dem Campingplatz an.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Halbinsel Hel. Der Weg dahin war etwas mühsam, da es ohne Fahrradweg an großer Straße entlangging. Kurz vor dem Beginn der Halbinsel überholten wir mal wieder unser tschechisch-polnisches Reiseradlerpärchen - sie sollten uns heute noch zwei weitere Male begegnen.
Auf der Halbinsel selbst gab es zwar einen Radweg, dieser war allerdings ziemlich wellig und nur teilweise befestigt. Irgendwann hatten wir aber auch diesen hinter uns gebracht (die Halbinsel ist wirklich lang, über 40km ...) und langten im kleinen Örtchen Hel an der Spitze an. Ein besuch im Hafen ergab, daß die Fähre für 17:30 bereits ausgebucht war und wir bis 20:30 Zeit hatten. Also aßen wir erstmal ein Eis und besuchten den Strand, an welchem es noch alte Befestigungsanlagen aus dem zweiten Weldkrieg zu besichtigen gab. Hier packten Sebastian und Moritz auch mal ihre gesamte Fotoausrüstung aus, um das Bild von uns fünfen auf dem Kanonenrohr aufzunehmen. Mit Doppelblitz.
Nach einem kühlen Bad in der Ostsee wurde es Zeit, sich ums Abendbrot zu kümmern und im Hafen einzufinden. Vor dem Besteigen der Fähre hieß es erstmal abladen, da die Räder nur ohne Gepäck aufs Schiff durften. Behängt und beladen mit dem gesamten Gepäck stolperten wir über den schmalen Steg auf den Kahn. Auf der Überfahrt wurden wir aber von der schönen Abendstimmung wieder versöhnt. Nach einer Stunde legten wir in Gdynia an. Gepäck runter vom Schiff und rauf auf die Räder, denn ein paar Kilometer wollten bis zum Campingplatz noch gefahren werden. Dieser war dann doch gut zu finden, trotzdem war es war wieder kurz vor Mitternacht, als wir in unsere Schlafsäcke krochen.

Für heute stand nun Danzig auf dem Programm. Wir radelten gemütlich richtung Innenstadt, mussten aber unbedingt noch dem Decatlon (französische Outdoor-Kette) einen Besuch abstatten, um uns günstig mit Krempel einzudecken - im Fall von Sebastian und mir hieß das vor allem Fahrradklammotten. Da wir in zwei Gruppen einkaufen mussten (ein paar Leute mussten immer auf die Räder aufpassen), fanden wir nun auch endlich mal die Zeit, ein paar Urlaubsbilder auszuwählen und hochzuladen.
Nach dem Shopping war Sightseeing angesagt und so stürzten wir uns ins touristische Getümmel der Innenstadt. Wir besuchten Neptunbrunnen und Krahntor, schlugen uns die Bäuche mit riesigen Schaschlikspießen voll und besorgten Postkarten, welche noch geschrieben werden wollen. Irgendwann hatten wir genug und fuhren weiter. Dabei stellten wir fest, daß es gar nicht so einfach ist, Danzig mit dem Rad nach Osten zu verlassen. Es gibt nur eine riesige Ausfallstraße, mächtig viel Verkehr, kein Radweg. Sehr unangenehm. Als wir diesen Abschnitt hinter uns gelassen hatten, mussten wir noch über zwei Flüsse. Der kleinere von beiden wurde von einer urigen Schwimmbrücke überspannt, welche man für den Schiffsverkehr beiseitefahren kann. Am größeren gab es eine noch urigere Autofähre. Eigentlich eine Plattform an einem Stahlseil für die Autos plus einem kleinen dieselgetriebenen Kahn, welcher die Plattform auf die andere Flussseite zieht. Dazu vier völlig entspannte polnische Fährmänner.
Auf der anderen Seite waren nochmal 10km Hauptstraße zu bewältigen. Wir plünderten den örtlichen Lebensmittelmarkt und fuhren zum Campingplatz in bester Hanglage. Begrüßt wurden wir von einer blockwartähnlichen Institution, welche erst einmal mit strengem Blick unsere Räder begutachtete, und sich genau notierte, wer was wieviel hier übernachten wollte. Dazu knöpfte er noch Fruchti den Personalausweis ab um dann mit seiner "Beute" zum Chef in der Rezeption zu gehen und alles genau vorzulegen. Danach schlich er, immer noch strengen Blickes um unsere Räder. Mann war der wichtig!
Damit wir unsere Zelte aufbauen konnten, war noch eine kleine Bergwertung zu bewältigen - wiegesagt, beste Hanglage. War gar nicht so einfach, ein ebenes Fleckchen Erde für's Zelt zu finden, wir dachten schon kurzzeitig an ein Portalege. Fürs bequeme Sitzen beim Abendbrot wurde noch ein Bankraub verübt.
Nachdem mich beim Schreiben schon der einsetzende Regen ins Zelt verjagt hat, geht langsam der Strom zur Neige und ich werde deshalb jetzt schließen. Ich hoffe, dass die nächsten zwei Tage Zeit und Strom zum Bloggen reichen werden, denn es steht ein straffes Kilometerprogramm bis Allenstein auf dem Plan.

Radtour Polen 2011 - Bilder (1)

Hier die ersten Bilder von der Tour:

Radtour Polen 2011 (1)

Montag, 15. August 2011

3. Etappe - Von Lazy nach Rowy

In der Nacht hatte es nochmal kräftig geregnet und nur mühsam schälten wir uns am heutigen Morgen aus den Zelten. Da wir gestern abend keine Brötchen mehr bekommen hatten, beschlossen wir, ohne Frühstück zu starten und uns unterwegs einen Bäcker zu suchen. Es sollten dann aber doch 20km werden, bis wir in einem größeren Ort (Dabki) einen Tante-Emma-Laden fanden, bei dem wir uns mit Essbarem eindecken konnten.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, nahmen wir uns vor, die nächsten 2 Stunden ohne größere Pause durchzuradeln. Das Wetter, früh noch etwas unentschlossen gestartet, trübte sich immer mehr ein. Glücklicherweise blieb es bei wenigen Tropfen Niederschlag. Hinter Darlowo folgte der bisher landschaftlich schönste Abschnitt. Direkt auf der Düne führte ein befestigter Weg entlang und nur ein paar windschiefe Kiefern und ein paar Meter Strand trennten uns vom Meer.
Danach folgte ein eher holpriger Teil, gefolgt von einem alten Rollfeld mitten im Wald.
Aus den 2 Stunden Fahrt am Stück wurden dann eher 4 Stunden, welche nochmal von einem zünftigen Geländestück quer durch den Wald gekrönt wurden, bevor wir in Uska (Stolpmünde) anlangten. Dort stellten wir erstmal fest, daß aufgrund eines katholischen Feiertags die Supermärkte geschlossen hatten - also wieder nur Tante-Emma-Laden. Zur verdienten Pause setzten wir uns an die Mole am Hafen - Touristen gucken.
Die folgenden 10km von Uska nach Rowy waren dann nochmal richtig anspruchsvoll. Sandkasten und zum Schluss ein extrem holpriger Betonplattenweg - ein Wunder, dass das Material so durchhält - mal sehen, wie lange noch.
Zum Abend gönnten wir uns lecker Dorsch aus dem örtlichen Fischrestaurant. Der Zeltplatz hier in Rowy ist sehr schön und wir haben alle schon eine ausgiebige warme Dusche genossen - war nach den 105 gefahrenen Kilometern heute auch bitter nötig.

Sonntag, 14. August 2011

Kloblog - die 2. und 3. Etappe

Am nächsten Morgen war es nebelig. Obwohl es die Nacht nicht geregnet hatte, kamen wir nur äußerst zäh in die Gänge. Seflue, der am letzten Morgen noch Antreiber war, kam heute überhaupt nicht aus der Knete und als dann kurz vor der Abfahrt noch sein Navi fehlte, war er der letzte, der fertig war - noch nach seinem kleinen Bruder, der bis jetzt eigentlich immer der Bummelfritz schlechthin war.

Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten führte uns die Strecke über kilometerlanges Kopfsteinpflaster geradewegs durchs Militärgebiet. Irgendwann standen wir vor einem verschlossenen Kasernentor. Der herbeischlendernde Soldat gebot uns, den abgesperrten Bereich zu umfahren, was uns eine weitere knackige Offroadeinlage einbrachte.
Ein paar Kilometer Pflaster später langten wir in einem lauschigen Hafenstädchen an, in dem wir uns erstmal Aal zum Mittagessen gönnten. Das anliegende freie WLAN nutzten die Computerfritzen, um endlich das Netz zum laufen zu bekommen - unter Fruchtis Gespött, der "einfach nur Urlaub" machen wollte.

Die zweite Etappenhälfte war Touristenslalom angesagt. Was dem Deutschen sein Ballermann, ist dem Polen seine Ostseeküste. Gerade ist Hochsaison und in jedem noch so kleinen Nest steht ein Riesenrad und die Urlauber kommen einem auf Tretautos entgegengeeiert.
Wir sind froh, nun endlich auf dem Campingplatz zu sein. Haben uns sogar noch ein Bad in der Ostsee gegönnt. Wärend die anderen schon in den Schlafsäcken liegen, schließe ich nun, den langsam fangen die Mücken auch auf dem Klo an zu nerven und es wird etwas unbequem am Hintern ...

Fahrradurlaub Polen 2011 - Auftakt (12.08)

Heute sind wir langersehnten Fahrradurlaub gestartet.

Der gestrige Tag wurde noch intensiv für die verschiedensten Vorbereitungen genutzt. Claudius und Sebastian Gottfried (Sebasgo im folgenden) löteten bis in die tiefste Nacht (gerüchteweise bis nach um 3) an der Stromversorgung für den Urlaub, dem "Forumslader", wärend der Verfasser dieser Zeilen (Seflue) noch letzten Feinschliff an sein Fahrrad legte. Diese Gelegenheit nutzte er auch gleich, um sein Vorderrad auf spektakuläre Weise zu zerlegen. Im Vertrauen auf die Luftdruckanzeige von Claudius Luftpumpe versuchte er im Schweiße seines Angesichts die 4-Bar-Marke zu erreichen. Mit einem heftigen Kall verabschiedete sich allerdings vorher der Schlauch, nicht ohne die 10 Jahre alte, in vielen Wintern heftig gequälte Felge mit zu zerlegen. Wirtschaftlicher Totalschaden. Aber wofür hat man einen kleinen Bruder: Nun darf das Vorderrad dessen Stadtrades nochmal auf eine 1000km lange Reise gehen ...

Die Nacht war kurz und früh wurde von manchem noch ein riesiger Haufen Gepäck eilig auf vier Packtaschen verteilt. Wie immer viel zu spät wurde mit hoffnungslos überladenem Rad zum Bahnhof geeiert, wo wir zum Empfang von Claudi und Dirk mit leckeren Kaffeevariationen begrüßt wurden. Vielen Dank nochmal!

Jeder Urlaub beginnt mit irgendeiner Panne. Diesmal hatte die Panne die Deutsche Bahn. Genauer gesagt: ein ICE, der direkt vor dem Bahnhof das Gleis unseres Zuges blockierte und damit für eine halbe Stunde Verspätung sorgte. Glücklicherweise wartete der Anschlusszug in Elsterwerda, so dass es auch bei dieser halben Stunde bliebt.
In Anklamm wurden wir von grauen Wolken entfangen. Kaum das wir unsere Räder beladen hatten, fing es (natürlich) an zu regnen. Also die Kampfmontur angelegt und wir nahmen die erste Etappe in Angriff. Zwischendurch schien der Regen sogar mal aufzuhören, aber das war nur von kurzer Dauer. Als wir irgendwo in einen Tunnel unter einem alten Bahngleis hindurchfuhren, öffneten sich die Schleusen des Himmels. Was für ein Zufall - wir saßen ab und warteten im Schutz des Tunnels den heftigen Regenschauer ab. So richtig aufhören wollte es aber dann doch nicht und so blieb uns nichts anderes übrig, als die letzten 15km im Nieselregen nach Swinemünde zu radeln.
Der Zeltplatz ist günstig, allerdings auch mückenverseucht. Sebasgo hat gerade die hungrigen Mäuler mit Abendbrot versorgt und und wir werden sicher bald in die Schlafsäcke kriechen. Hoffentlich wird das Wetter morgen besser.