Mittwoch, 3. Juni 2009

Highlinen über'm Dürrebielegrund

Um den Blog ein bißchen mit Leben zu füllen, möchte ich gleich mal von unserer ersten Highline-Aktion vor einem Monat berichten.

Am letzten April-Sonntag war es soweit: Die Slackline-Form war nach dem Winter wieder soweit aufgebaut, das Leinefangen einigermaßen geübt.

Dirk hatte sich bereiterklärt, uns (Sebastian und mir) beim Aufbau der Highline zu helfen, Iris übernahm bereitwillig die Aufgabe, das Unternehmen fotografisch festzuhalten und Claudi hatte mit einer großen Tüte frischgebackener Muffins das leibliche Wohl sichergestellt.
Sogar mein genau eine Woche zuvor frisch ersteigertes Haulbag war noch rechtzeitig angekommen, so daß sich die Ausrüstung ganz gut verstauen ließ. Die Rucksäcke waren trotzdem brechend schwer.
Das Wetter war sonnig, allein der frische Wind ließ uns ein wenig daran zweifeln, ob heute der geeignete Tag für die erste Highline war.

Den guten Spot, den Stefan dankenswerterweise auf Slackfest gepostet hat, haben wir fast auf Anhieb gefunden. Da ich noch keine richtige Erfahrung im Highline-Gehen hatte, erschien mir allerdings die schräge Variante von Baum zu Baum, wie sie Stefan und Crew damals gespannt hatten, ein wenig zu lang. Wir entschieden uns für eine kürzere, aber durchaus ausgesetztere Variante.

Dirk als bestem Werfer unter uns (bzw. dem einzigen von uns, der überhaupt vernünftig werfen kann ;-) ) fiel die Aufgabe zu, die Wurfleine von einer Seite zur anderen zu befördern. Dabei verschätzten wir uns allerdings ein bißchen in der Breite des Abgrunds, so daß die Leine nicht lang genug abgebunden war und kurz vor der Felskante die Reise zurück auf die andere Seite antrat - und sich dabei dummerweise in einer Spalte verklemmte. Nach einer kleinen Berge-Aktion haben wir sie aber doch noch erfolgreich auf die andere Seite gebracht, der eigentliche Highline-Aufbau konnte beginnen.

Nach ca. 3 Stunden Arbeit stand die Leine. Der Wind hatte glücklicherweise auch etwas nachgelassen - dafür war aber auch die Sonne etwas hinter den Wolken verschwunden. Wärend ich mich seelisch und moralisch auf das Drüberlaufen einstellte, probierten Dirk und Sebastian das "Seilbahnfahren" an der Leine aus und stellten zu ihrer Verwunderung fest, daß es sich deutlich weniger spektakulär anfühlt, als es vorher bei mir aussah, als ich die Leine getaped habe. Und ich wiederum stellte fest, daß es deutlich spektakulärer aussieht, als es sich anfühlt.
Nunja, ich wollte ja auch nicht Seilbahn-fahren, sondern drüberlaufen. Und das fühlte sich in der Tat ziemlich gruselig an. Die Variante, direkt vom Ende loszugehen verwarf ich nach kurzem Herumprobieren in gutem Abstiegsgelände. Die Gefahr, nach den ersten zwei Schritten zu fallen und mir dabei am Felsen die Rübe einzuhauen, war mir viel zu groß und ließ mich auch mental nicht locker werden.

Aufgrund des rauschenden Windes grub ich dann doch nochmal im Rucksack nach meinem MP3-Player, legte Musik ein, die ich in letzter Zeit viel auf der Longline gehört hatte, rutschte im Sitzen ein wenig auf der Leine hinaus und konnte mich nun tatsächlich mental auf's Slacken einstellen. So konnte es gehen!
Zur letzten Vorbereitung dann doch nochmal runter, einen Schluck aus der Pulle, Musik zurückgespult und wieder rauf. Ja, so geht es! Die Musik half mir, mich in diesen mentalen Rauschzustand zu versetzen, wie ich ihn in letzter Zeit oft auf der Longline genossen hatte. Volle Konzentration auf den Moment, totale Entspannung, es gibt nur die Leine und mich.

Chongostart ... Umschwung. Der erste Startversuch war zu halbherzig, doch der zweite funktionierte. Mit flauem Gefühl im Magen, aber zielstrebig ging es nach drüben. Ca. 3 Meter vor dem Ende war mir klar, daß ich nun nicht mehr runterfallen würde, ich wurde plötzlich unglaublich ruhig und der Körper begann einen Endorphincocktail auszuschütten ... ein gewaltiges Gefühl. Das Ganze hatte insgesamt nur einen Moment gedauert. 12 Meter sind halt keine besonders lange Slackline.
Durch das gestiegene Selbstvertrauen gelang mir der Rückweg gleich auf Anhieb. Um mir das gute Gefühl nicht zu versauen, entschied ich mich, keine weiteren Versuche zu unternehmen.

Sebastian hatte vor der Leine gewaltigen Respekt. Und so war seine Entscheidung vernünftig, keinen ernsthaften Versuch zu riskieren.
Diese Highline soll nur der Anfang sein - ich bin gespannt, was uns in Zukunft an Projekten gelingen wird. An dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön an alle Beteiligten. Fürs Dabeisein, die Hilfe beim Aufbau, die mentale Unterstützung und dafür, daß ihr euch den Arsch für mich abgefroren habt, wärend der langwierigen Vor- und Nachbereitungen.

Parameter der Leine: ca 12m lang, ca. 30m über dem Boden

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