Donnerstag, 8. April 2010

Highline als Osterei

Highlines aufzubauen ist leider immer mit einem Heidenaufwand verbunden. Und gerade hier in Sachsen, wo der Aufbau clean sein muß, also ohne das Setzen von eigenen Haken, artet das Ganze sehr schnell in eine echte Materialschlacht aus. Umso schöner ist es, wenn man eine Highline gehen kann, für die man keinen Finger krumm machen und auch kein Fitzelchen Material ins Gebirge tragen musste. Ein solcher Abstauber gelang mir am vergangenen Karfreitag, und zwar durch puren Zufall.

Eigentlich waren wir rausgefahren, um die Klettersaison im Freien zu eröffnen. Das Ziel Plattenstein an der kleinen Gans hatte ich gewählt, weil die sonnenexponierte Südseite abgetrockneten Fels und moderate Kletterziele versprach - genau das richtige, um nach langem Winter draußen wieder warm zu werden. Zudem hält sich der Anmarsch in Grenzen.
Wir kamen, da wir uns etwas vertrödelt hatten, erst Mittags am Fels an. Claudius, der schon eher mit dem Zug rausgefahren war, stieß nach einer klassischen Solo-Bergfahrt durch den Gühnekamin an der Vorderen Gans zu uns und meinte, an der Wehlnadel würde jemand eine Slackline spannen. "Die kennst du!", dachte ich mir und eilte vor zur Aussicht oberhalb davon. Und tatsächlich wurde ich von bekannten Gesichtern begrüßt. Moritz und Uwe hatten gemeinsam mit Freunden diesen kleinen Klassiker aufgebaut und Moritz bereitete sich gerade seelisch und moralisch darauf vor, aufs Band zu steigen.

Nachdem die beiden erstmal "probegesessen" hatten, um sich ein wenig einzugruseln, gelang Moritz die Begehung seiner ersten Highline, an der er letztes Jahr noch gescheitert war. Herzlichen Glückwunsch! Drüben ließ er dem Adrenalin-Endorphin-Mix freien Lauf und brüllte sein Glück in die Welt, daß der Wehlgrund widerhallte.

Uwe führte uns nochmal vor, wie man eine Highline besonders spektakulär fängt, anschließend durfte ich mir meine Full-Man-Begehung holen.


Leider tauchte danach ein Herr der Nationalparkverwaltung auf, der im ersten Moment kein so rechtes Verständnis für unser Tun haben wollte. Dank Moritz' diplomatischen Geschicks ließ er sich aber etwas besänftigen. Uwe stellte nun nochmal unter Beweis, daß er unter besonderem Druck zur Hochform aufläuft. Da zum Abbau der Leine jemand auf die Wehlnadel musste, durfte er nochmal einen Versuch wagen, welcher ihm souverän gelang. Kein Vergleich zu dem Kampf, mit dem er noch letztes Jahr die Line zum ersten Mal ging. Auch ihm Gratulation zur (zweiten) erfolgreichen Begehung!

Der mittlerweile neugierig gewordene Nationalparkwächter wäre wahrscheinlich enttäuscht gewesen, wenn Uwe an der Line nur rübergehangelt wäre.

Wir, die wir eigentlich zum Klettern rausgefahren waren, konnten uns danach noch dem ursprünglichen Ansinnen unseres Ausfluges widmen, wärend Uwe, Moritz und ihre Begleiter den Tag geruhsam ausklingen ließen.

Vielen Dank nochmal an die Beiden für dieses schöne Osterei!

Danke auch an Uwe für die Bilder, mehr von der Aktion findet ihr in der April-Galerie von Uwes Seite auf www.uwedaniel.de.

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