Im Frühjahr hatte ich mir ein echts Monstrum von Linelocker gekauft: eine rote Lastöse von Carl Stahl.

Da das Gerät gut ein halbes Kilogramm wiegt und bei Longlines bis 130m es auch normale Stahlkarabiner als Bolzenlinelocker getan haben (mit einem Bruchteil des Gewichts), rutschte die rote Öse bald auf den Grund meiner Ausrüstungskiste.
Nun habe ich sie wieder hervorgekramt, um mein Entspannsystem zu verfeinern.
Bisher bin ich fast immer ohne ein solches ausgekommen. Longlines bis 120m ließen sich ohne Probleme mit dem Grigri entspannen, bei 130m mußte ich zwar recht kräftig ziehen, es ging aber noch. Doch als ich im August 143m spannte, war mir klar, daß ich damit an die Grenzen des Grigris gehen würde und baute ein Entlastungssystem ein, wie es Matthias Held schon im österreichischen Slackline-Forum
beschrieben hatte.
Allerdings ging ich damals ziemlich stümperhaft zu Werke, achtete nicht mal auf die Drehrichtung des Schäkelbolzens, den es beim Entlasten prompt aufdrehte. Zum Glück waren Schäkel und Bolzen superstabil, der Bolzen verkantete und ich konnte die Spannung aus dem System lassen. Das ohnehin schon malträtierte Entspann-Band wurde dabei jedoch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, da es unter Last über das Bolzengewinde lief.
Das Grigri am anderen Ende jedoch hatte es durch die hohe Last dermaßen verkantet, daß ich froh sein mußte, ein Enspannsystem eingebaut zu haben - ich hätte sonst keine Chance gehabt, die Leine wieder normal abzubauen.
Als ich mich nun in der Adventszeit entschloss, mal wieder eine 130m-Longline aufzubauen, wollte ich bei dieser Gelegenheit mal wieder ein bißchen mit dem Entspannmechanismus experimentieren.
Eigentlich ist ja nicht viel dazu, zwei Schäkel, ein Band, an einem Schäkel befestigt, zu einem nach außen laufenden Bauernflaschenzug gewickelt, mit so vielen Windungen, daß die Reibung das Band festhält und man es nur noch mit einem Schleifknoten befestigen muß. Lockert man die Windungen, fängt das Band langsam an zu rutschen und die Leine läßt sich bequem entspannen. Einziger Schwachpunkt: Der Punkt an dem das Band an einem Schäkel befestigt ist. Dort rutscht Band unter hohem Druck immer wieder über die selbe Stelle Band und erzeugt eine Menge Reibung - es kann bei zu schnellem Ablassen zu Schmelzverbrennungen kommen.
Hier kommt nun meine rote Lastöse ins Spiel. Am Schäkel als Linelocker eingesetzt, ist sie so groß, daß sie einen anständigen Fixpunkt für das Band des Entlastungszuges bildet - das restliche Band wird dann wie gehabt durch die beiden Schäkel gewickelt: dem an der Slackline mit der roten Lastöse als Linelocker und dem am Fixpunkt - hier meine lose Rolle des Flaschenzuges.
Es ist auch kein Problem, daß ein Teil der Last auf dem Linelocker liegt, da die Hauptlast trotzdem vom Schäkel getragen wird (je nach Anzahl der Windungen - hier sind es 6, also 12x soviel).
Trotzdem ist es besser, das Band mit einem Linelocker an der Öse zu befestigen. Bei der 130m-Adventslongline hatte ich es noch mit einem Knoten festgemacht, der sich unter der Last beim Entspannen dann aber so fest zuzog, daß er nur noch zu Hause mit Werkzeughilfe zu öffnen war.
Bei meiner Weihnachtslongline hab ich diese Erfahrung dann berücksichtigt. Dabei hab ich gleich mal ein paar Bilder gemacht und auch ein Video vom Ablass-Vorgang gedreht.
Das Video hat leider eine ziemlich miese Qualität, mehr gab die Kamera nicht her. Zudem mußte ich mit einer Hand filmen, mit der anderen ablassen.
Hier sieht man nochmal, wie das Ganze im entspannten Zustand aussieht. Das Band war vorher schon so zerfleddert, bei diesem System entstehen keine Beschädigungen.
Zum Schluss noch zwei Links zu Posts im österreichischen Forum, die diese Entlastungskonstruktion erstmals beschrieben:
1.
Matthias Helds Beschreibung einer Entlastungskonstruktion (mit Bildern)2.
Eine Variante zum Schonen des Band-Fixpunktes von Harald Reischl (Harry)